Social Media wirkungsvoll nutzen

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Social Media-Kanäle bieten vielfältige und kreative Möglichkeiten für wirksame Öffentlichkeitsarbeit. Andererseits gibt es von Datenschutz über rechtliche Fragen bis hin zur „Netiquette“, eine Reihe von Aspekten zu bedenken. Wir zeigen, wie ihr Social Media für eure Initiative nutzen könnt und dabei die digitale Sicherheit nicht vergesst.
Social Media wirkungsvoll nutzen
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Die Chancen und Herausforderungen von Social Media für Initiativen

Social Media – die zwei Seiten der Medaille

Wie bei so vielen Dingen im Leben gibt es auch bei den sozialen Medien zwei Seiten einer Medaille: 
Einerseits ermöglichen es Instagram, Facebook, LinkedIn & Co., dass Menschen schnell miteinander in Kontakt kommen und Informationen und Meinungen austauschen können. Ihr erhaltet Feedback und positive Reaktionen nach einer erfolgreichen Aktion oder könnt über eine Mini-Umfrage die Ansichten eurer Follower:innen erfahren. Über Bekannte, Familie oder Freund:innen hinaus  kommt ihr auch mit Leuten in Kontakt, denen ihr in der Realität nie begegnet wärt. Social Media hilft im besten Fall dabei, dass Menschen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und sich an Diskussionen beteiligen können. [1]

Andererseits haben die sozialen Netzwerke leider auch dunkle Seiten. Zum einen sind sie „Datenkraken“, die oft ungewollt und ohne dass es euch bewusst ist, euer Nutzungsverhalten im Netz nachvollziehen und auswerten, um z.B. personalisierte Werbung auszuspielen. Zum anderen sind sie Orte, an denen auch „Fake News“ verbreitet werden und anonyme Nutzer:innn ihre Frustration aggressiv und lautstark gegen andere richten.

Für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit sind die reichweitenstarken Plattformen jedoch weitgehend unverzichtbar geworden. Wir zeigen euch im Folgenden, wie ihr Social Media im positiven Sinn für eure Initiative nutzen könnt – und worauf ihr achten solltet.
 

Warum sich Social Media für Initiativen lohnt

Authentizität: 

Social Media ermöglicht es euch,  eure Initiative so zu zeigen, wie sie wirklich ist. Ob ihr z. B. ein Foto von eurer Gruppe macht, eine engagierte Person von ihrem Alltag im Verein berichtet oder ihr zeigt, was ihr alles geschafft habt: Ihr bestimmt die Inhalte und zeigt nur, was ihr gerne zeigen möchtet. Eine ehrliche, transparente Kommunikation wirkt glaubwürdig und baut Vertrauen auf.


Kreativität: 

Durch verschiedene Funktionen (wie z. B. Umfragen oder das Einfügen von Stickern, Musik und Links) lassen sich eure Inhalte verschönern und interessanter für eure Gemeinschaft gestalten. Es lohnt sich, in kreative Formate zu investieren – gerade, wenn ihr jüngere Menschen erreichen wollt.


Neue Menschen erreichen: 

Auf Online-Plattformen könnt ihr Menschen auf euch aufmerksam machen, die euch im Alltag nicht so schnell begegnen. Durch ähnliche Interessen und gemeinsame Werte erweckt ihr Interesse. Beispiel: Der Instagramkanal eurer Kommune erstellt einen Beitrag zu einem bevorstehenden Nachhaltigkeitsmarkt. Ihr kommentiert den Beitrag und werdet so für alle sichtbar, die sich den Beitrag genauer ansehen.


Emotionale Beziehungen aufbauen:

Durch die Interaktion (z. B. Kommentare oder Zustimmung) oder das Teilen von Inhalten (z. B. Spendenaufrufe, Geschichten aus dem Vereinsalltag oder Herausforderungen eures Engagements) mit eurer digitalen Community werdet ihr greifbarer und nahbarer. So können Menschen, die euch vorher nicht kannten, euch besser kennenlernen und verspüren das Interesse mehr von euch zu erfahren.

Darauf solltet ihr achten:

Datenschutz: 

Leider sind die großen Social Media-Apps auch Datensammel-Maschinen. Meta – der Mutterkonzern hinter Facebook und Instagram – erfasst in der Regel was du im Netz tust, selbst wenn du gerade gar keine Meta-App benutzt. Dagegen kannst du jedoch einige Vorkehrungen treffen – welche, erfährst du hier. Seit 2024 können die gesammelten Daten auch genutzt werden, um KI zu trainieren. Wie du widersprechen kannst erfährst du hier.


Zeitfresser Social Media: 

Ihr antwortet auf Kommentare, sammelt Inspirationen für eure Inhalte oder verliert euch stundenlang in der schönen bunten Welt des Instagram-Feeds?  Aufgepasst: Social Media kann schnell ablenken und so zum Zeitfresser werden. Macht euch Gedanken, wie viel Zeit ihr investieren möchtet und überlegt dann, was ihr in dieser Zeit realistisch schaffen könnt.


Negatives Feedback: 

Zum Austausch auf sozialen Netzwerken können auch negative oder kritische Kommentare gehören. Wie ihr darauf reagieren könnt, erfahrt ihr hier.


Rechtliche Fragen: 

„Was darf ich teilen?“, „Wen darf ich auf meinen Fotos zeigen?“, „Welche Quellen muss ich angeben?“ – auch Persönlichkeits- und Urheberrechte gilt es zu beachten. Antworten dazu findest du hier.


Sicherheit vor Hacking-Angriffen: 

Wie alle Online-Konten können auch eure Social Media-Konten Ziel von Hackern werden. Wie ihr euch am besten schützt erfahrt ihr hier.
 

Welche Plattform passt zu welcher Initiative?

Facebook (Meta)

Zielgruppe: Menschen zwischen 40 und 65 Jahren

Vorteile:

  • Große Reichweite
  • Gruppenfunktion stärkt Community (z. B. Nachbarschaftsgruppen)
  • Gut für Veranstaltungen (z. B. Stadtteilfeste, Infotreffen)

Nachteile:

  • Sinkende Nutzung bei jungen Menschen
  • Algorithmus bevorzugt bezahlte Inhalte

Für wen:

Ideal für Initiativen, die lokale Veranstaltungen organisieren, Informationen breit streuen und eine Community aufbauen möchten.

Beispiel:

Eine Nachbarschaftsinitiative für nachhaltige Mobilität richtet auf Facebook eine eigene Gruppe ein, in der sich Interessierte austauschen und miteinander vernetzen können. Über den Veranstaltungskalender informieren sie regelmäßig über Aktionen wie Fahrraddemonstrationen oder Infoabende.
 

Instagram (Meta)

Zielgruppe: Menschen zwischen 18 und 35 Jahren

Vorteile:

  • Hohe Reichweite bei Jüngeren
  • Perfekt für visuelle Themen
  • Kreative Inhalte möglich wie Reels (kurze, kreative Videos), Stories (kurzlebige Updates), Karussells (mehrseitige Beiträge) 

Nachteile:

  • Starker Wettbewerb
  • Fokus auf Ästhetik kann Aufwand bedeuten und Inhalte verzerren
  • Algorithmus bevorzugt bezahlte Inhalte

Für wen:

Ideal für Initiativen, die ihre Arbeit kreativ und visuell in Szene setzen möchten und besonders junge Menschen mit persönlichen Geschichten, Bildern und kurzen Videos erreichen wollen


Beispiel:

Eine Jugendinitiative für Urban Gardening nutzt Instagram, um ihren Alltag zu zeigen. In Reels zeigen sie, wie sie gemeinsam Hochbeete bauen oder Gemüse ernten. Über Storys geben sie kleine Einblicke hinter die Kulissen. In ihren Beiträgen teilen sie regelmäßig einfache DIY-Anleitungen und Tipps, wie man auch in der Stadt mehr Grün schaffen kann.

Threads (Meta)

Zielgruppe: Menschen zwischen 18 und 35 Jahren

Vorteile:

  • Der Fokus liegt auf kurzen Texten, Meinungen und Diskussionen
  • Einfache Textkommunikation (schnell und unkompliziert Inhalte teilen, liken und kommentieren)
  • schnelle direkte Gespräche zu Themen, Meinungen oder News

Nachteile:

  • Noch geringe Verbreitung in Europa
  • Man kann Threads nur nutzen, wenn man ein Instagram-Konto hat

Für wen:

Ideal für Initiativen, die aktuelle Themen schnell aufgreifen, Diskussionen anstoßen und unkompliziert mit ihrer Community in Kontakt bleiben möchten.

Beispiel:

Eine Klimaschutz-Initiative nutzt Threads, um schnell auf aktuelle Entwicklungen im Bereich Umweltpolitik zu reagieren. Sie kommentiert neue Gesetze, teilt spontane Aufrufe zu Klimademos und startet Diskussionen – direkt und unkompliziert.

WhatsApp-Kanal (Meta)

Zielgruppe: Breite Bevölkerung, 25–55 Jahre, bestehende Community

Vorteile:

  • Direkte Infos an bestehende Community
  • Community ist schnell erreichbar (z. B. Event-Updates, Terminverschiebungen)
  • Sehr hohe Öffnungsrate (bedeutet, ein Großteil liest die Nachrichten bzw. öffnet sie)

Nachteile:

  • Begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten
  • Kein Tool für Erstansprache oder Mitgliedergewinnung

Für wen:

Ideal für Initiativen, die regelmäßig Informationen an eine bestehende Community weitergeben möchten – zum Beispiel an Mitglieder, Ehrenamtliche oder Interessierte.

Beispiel:

Ein Repair-Café informiert seine regelmäßigen Besucher:innen per WhatsApp über neue Termine und freie Plätze bei Workshops.

Bluesky (Open Source)

Zielgruppe: Menschen zwischen 20 und 40 Jahren

Vorteile:

  • Demokratische Struktur im Aufbau (Bluesky möchte ermöglichen, dass nicht eine einzelne Firma alles bestimmt, sondern dass die Community die Plattform mitgestaltet)
  • Initiativen haben die Chance, mitzubestimmen, wie die Plattform sich entwickelt
  • Es werden kurze Texte, Bilder oder Links geteilt wodurch ein persönlicher Austausch entsteht

Nachteile:

  • Die Community auf Bluesky ist noch klein, wodurch die Reichweite für Beiträge aktuell begrenzt ist
  • Die Plattform befindet sich noch in der Entwicklung, viele Funktionen werden schrittweise eingeführt – die Nutzung ist daher derzeit eher ein Experiment

Für wen:

Ideal für Initiativen, die frühzeitig neue Plattformen ausprobieren möchten und gerne die Entwicklung einer offenen Community aktiv mitgestalten wollen. Besonders geeignet für Gruppen, die experimentierfreudig sind und neue Wege in der digitalen Öffentlichkeitsarbeit gehen möchten.

Beispiel:

Eine junge Nachhaltigkeitsinitiative nutzt Bluesky, um frühzeitig Teil einer Community zu werden. Sie teilt Ideen für Klimaschutzprojekte, beteiligt sich aktiv an Diskussionen und gestaltet die Plattform gemeinsam mit anderen Initiativen von Anfang an mit.

LinkedIn (Microsoft)

Zielgruppe: Menschen zwischen 25 und 55 Jahren, Berufstätige, Organisationen, Netzwerkinteressierte

Vorteile:

  • Vernetzung mit Organisationen, Partnern, Förderern und Fachkräften
  • Projekte, Erfolge und Themen können auf professionelle Weise sichtbar gemacht werden (z. B. durch Beiträge, Artikel oder Veranstaltungen)
  • Inhalte erreichen gezielt Fachpublikum
     

Nachteile:

  • Fokus auf berufliche Themen – für Freizeitthemen weniger geeignet
  • Algorithmus bevorzugt bezahlte Inhalte - ber organische Reichweite ist noch gut möglich

Für wen:

Ideal für Initiativen, die sich professionell präsentieren und gezielt Fachpublikum, potenzielle Partner oder Förderinstitutionen ansprechen möchten. Besonders geeignet ist die Plattform für Projekte, die Wissen vermitteln, berufliche Netzwerke aufbauen oder Fördermöglichkeiten suchen.

Beispiel:

Eine Citizen-Science-Initiative zur Messung von Luftqualität nutzt LinkedIn, um interessierte Bürger:innen, Wissenschaftler:innen und Umweltorganisationen auf ihre Mitmachprojekte aufmerksam zu machen. Sie teilen Forschungsergebnisse, laden zu Workshops ein und vernetzen sich mit Expert:innen aus den Bereichen Klimaschutz und Stadtentwicklung.

Mastodon (unabhängig, Open Source)

Zielgruppe: Menschen zwischen 30 und 50 Jahren

Vorteile:

  • Mastodon ist ein Netzwerk aus vielen kleinen, unabhängigen Gemeinschaften – statt einer großen Plattform mit zentraler Kontrolle
  • Datenschutzfreundlich
  • Es werden kurze Texte, Bilder oder Links geteilt wodurch ein persönlicher Austausch entsteht
  • ganz ohne Werbung oder undurchsichtige Algorithmen

Nachteile:

  • Geringere Reichweite
  • Einstieg erfordert etwas Einarbeitung

Für wen:

Ideal für Initiativen, die Wert auf Datenschutz, Unabhängigkeit und eine respektvolle Diskussionskultur legen. Besonders gut geeignet ist die Plattform für Organisationen, die langfristig eine engagierte und themeninteressierte Community aufbauen möchten.

Beispiel:

Eine Initiative für nachhaltige Stadtentwicklung nutzt Mastodon, um neue Projekte vorzustellen, Erfahrungsberichte zu teilen und sich mit anderen Umweltgruppen auszutauschen.

TikTok (ByteDance)

Zielgruppe: Menschen zwischen 16 und 30 Jahren

Vorteile:

  • Hohe Reichweite bei junger Zielgruppe
  • Schnelle virale Effekte möglich (Videos können rasch sehr viele Menschen erreichen)
  • Kreative, kurzweilige Inhalte (z. B. Challenges, kurze Mitmachvideos)

Nachteile:

  • Fokus auf sehr kurze, unterhaltsame Formate – komplexe Themen müssen stark vereinfacht werden
  • Datenschutzbedenken, da Betreiberfirma ByteDance in China sitzt
  • Schnelle Trends: Inhalte haben oft nur kurze Aufmerksamkeitsspanne
  • Algorithmus bevorzugt bezahlte Inhalte

Für wen:

Ideal für Initiativen, die junge Menschen kreativ und niedrigschwellig erreichen wollen und bereit sind, mit kurzen, lebendigen Videos auf Trends und aktuelle Themen einzugehen.

Beispiel:

Eine Jugendinitiative für nachhaltige Ernährung nutzt TikTok, um in kurzen Clips Tipps für saisonale Rezepte zu geben, Lebensmittelrettung kreativ zu zeigen und Challenges rund um klimafreundliches Essen zu starten.

YouTube (Google)

Zielgruppe: Menschen zwischen 14 und 49 Jahren

Vorteile:

  • Große Reichweite (einer der meistgenutzten Plattformen weltweit und erreicht nahezu alle Altersgruppen)
  • Gute Auffindbarkeit über Google-Suche
  • Ideal für Video-Dokumentationen, Tutorials und Eventrückblicke.

Nachteile:

  • Hoher Aufwand für Videoproduktion
  • Starker Wettbewerb
  • extrem starke Algorithmusgesteuerte Sichtbarkeit

Für wen:

Ideal für Initiativen, die komplexe Themen anschaulich erklären, Projekte dokumentieren oder Emotionen über bewegte Bilder vermitteln möchten. Besonders geeignet für Gruppen, die langfristig sichtbar bleiben und verschiedene Altersgruppen erreichen wollen – von Jugendlichen bis zu Erwachsenen.

Beispiel:

Eine Umweltinitiative nutzt YouTube, um kurze Videos über ihre Aktionen wie Baumpflanzaktionen zu veröffentlichen. In Interviews und Dokumentationen stellen sie Engagierte vor und zeigen, wie sich jede:r aktiv für den Klimaschutz einsetzen kann.


MehrWertRevier ist ein Projekt der Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Programms
"Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen" (KoMoNa)

- Textbausteine für Standardantworten bei GTP-"Beschwerden"?