Bedürfnisse und Interessen erkennen - so findet ihr eure Zielgruppe

Stand:
Wer soll von unserem Verein erfahren? Wie können wir möglichst zielgerichtet
Personen erreichen? Diese Fragen sind für Mitglieder von Initiativen besonders wichtig, um erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Welche Gedanken ihr euch vorab machen solltet, erfahrt ihr hier.
Bedürfnisse und Interessen erkennen

Der erste Schritt für eine gelingende Öffentlichkeitsarbeit ist es, Klarheit darüber zu bekommen, wen ihr eigentlich erreichen möchtet. Wenn ihr die zu euch passende Zielgruppe gefunden habt, könnt ihr viel klarer kommunizieren und eure Ansprache genau auf die Interessen und Bedürfnisse dieser Gruppe zuschneiden. So steigen eure Chancen, neue Mitglieder zu gewinnen oder Spenden zu erhalten.

In diesem Artikel erfahrt ihr, wie ihr eure Zielgruppe findet und welche Strategien es gibt, um sie über Social Media  anzusprechen.

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Direkte und indirekte Zielgruppen

„Zielgruppe“ ist ein Begriff aus dem Marketing. Darunter versteht man eine Gruppe von Personen mit vergleichbaren Merkmalen, die gezielt mit einem Anliegen erreicht werden soll. Es geht also um Menschen, die ihr für eure Sache gewinnen oder interessieren wollt – und das möglichst ohne Streuverluste. Marketing-Expert:innen unterscheiden zwischen direkten und indirekten Zielgruppen.

  • Direkte Zielgruppe: 
    Personen, die ihr direkt erreichen wollt. Ein Gemeinschaftsgarten möchte zum Beispiel Menschen erreichen, die sich für Gartenarbeit interessieren oder begeistern.
  • Indirekte Zielgruppe: 
    Diese Personen umfassen das Umfeld der direkten Zielgruppen. Sie sind unter Umständen wichtig, um die direkte Zielgruppe anzusprechen und sollten daher mitgedacht werden. Wenn zum Beispiel ein Aktionstag für Kinder geplant ist, sind Eltern die indirekte Zielgruppe.
Zielgruppe analysieren

Der erste Schritt zur erfolgreichen Zielgruppenansprache besteht darin, dass ihr euch darüber klar werdet, wen ihr eigentlich ansprechen möchtet. Sind es Kinder, Studierende oder Rentner:innen? Oder z. B. alle, die Interesse an Gartenarbeit haben? Jede dieser Gruppen hat bestimmte Bedürfnisse, Interessen und Orte bzw. Kanäle, wo sie anzutreffen sind. Es ist wichtig, dies zu berücksichtigen, um euren Kommunikationskanäle genau anzupassen.

Die Persona-Methode hilft euch dabei, euch ein besseres Bild eurer Zielgruppe zu machen.

Persona Methode

Die Persona-Methode ist eine Technik, die im Marketing und im Design verwendet wird. Mit ihrer Hilfe erstellt ihr fiktive, aber realitätsnahe Personen-Profile, die repräsentativ für verschiedene Gruppen sind. Die Personas helfen dabei, euch in die Zielgruppe hineinversetzen zu können und Entscheidungen gezielt an den Bedürfnissen und Erwartungen der definierten Gruppe auszurichten.


Schritt 1: Zielgruppe definieren - Überlegt euch, wer eure Zielgruppe ist

Beispiel:
Ein Verein plant eine Pflanzaktion in der Stadt. Im Verein sind bisher vor allem über 30-Jährige aktiv, die Mitglieder wünschen sich noch jüngere Personen - für mehr Vielfalt und als „Nachwuchs“. Die Zielgruppe sind daher junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren, die gerne Gärtnern, die Interesse haben, die eigene Stadt zu verschönern und die Lust haben, dies gemeinsam mit anderen zu tun.


Schritt 2: Sammle Informationen über die Zielgruppe

Beispiel:
Die Initiative führt Gespräche mit jungen Menschen im Bekannten- und Verwandtenkreis, recherchiert im Internet und kontaktiert den Studierendenausschuss der lokalen Hochschule. Dabei erfährt sie, dass sich viele junge Menschen grundsätzlich vorstellen können, sich im urbanen Gärtnern einzubringen - aber auch, dass ihnen Flexibilität wichtig ist, sie sich eher nicht langfristig verpflichten möchten und nur begrenzt Zeit haben.


Schritt 3: Personas erstellen

Erstelle auf Basis der gesammelten Informationen eine fiktive Person, die die Eigenschaften einer bestimmten Zielgruppe zusammenfasst. Dafür kannst du unseren Steckbrief nutzen:

Persona "Lena, 24":
Studiert Nachhaltigkeit, lebt in einer WG, nutzt Instagram täglich, ist gerne draußen aktiv, aber zeitlich eingespannt durch ihren Nebenjob. Sie hat Lust, sich gemeinsam mit anderen für eine gute Sache einzubringen, am besten passt es ihr am Wochenende.


Schritt 4: Szenarien erstellen

Beschreibe typische Situationen oder Probleme, die die Persona im Alltag oder im Zusammenhang mit deinen Angeboten hat.

Beispiel:
Lena hat am Samstagvormittag frei, sucht spontan nach Aktionen in ihrer Stadt und entdeckt euren Instagram-Post zur Pflanzaktion mit dem Hinweis „Mitmachen ohne Anmeldung – einfach vorbeikommen!“. Das passt perfekt in ihren Tagesplan.


Schritt 5: Persona-Dokumente verwenden

Nutzt die erstellten Personas, um eure nächsten Schritte zu planen.

Fragt euch bei jeder Entscheidung:
„Was muss ich tun, damit meine Persona sich angesprochen fühlt?“
Die Gruppe erstellt Beiträge für Social Media, die locker und persönlich formuliert sind, verwendet passende Hashtags und veröffentlicht Posts zu Zeiten, zu denen Lena online ist (z. B. Freitagabend). Außerdem wird die Dauer der Aktion klar kommuniziert – das ist wichtig für Lenas Motivation und ihre Tagesplanung.


Schritt 6: Personas weiterentwickeln

Im Laufe der Zeit kannst du deine Personas anpassen, wenn du mehr über deine Zielgruppe lernst.

Beispiel:
Nach ein paar Monaten merkt die Initiative, dass viele Teilnehmende wie Lena auch Interesse an regelmäßigen Aktivitäten und Austauschformaten haben. Die Persona wird ergänzt – z. B. um das Interesse an einem monatlichen Stammtisch oder einem Chatkanal zum Austausch.
 

Steckbrief

Diesen Steckbrief kannst du nutzen, um eine Persona zu erstellen.

Kurzes Brainstorming für euch: Welche Zielgruppen erreicht ihr schon und welche würdet ihr gerne erreichen?

Weitere Tipps, um die passende Zielgruppe zu erreichen

Leitbild der Initiative definieren

Was ist euch wichtig? Welche Ziele verfolgt ihr? Je genauer ihr den Zweck eurer Organisation bestimmen könnt, desto besser können sich andere mit euch identifizieren. Hierbei kann euch der Name eurer Initiative helfen, den Menschen als erstes sehen (zum Beispiel: Gemeinschaftsgarten Neuss).


Lokal denken

Überlegt, welche Menschen in der Nähe eures Vereins wohnen und mit welchem Angebot ihr sie am passendsten erreichen könnt. Gibt es Schwarze Bretter in eurem Umfeld? Oder Läden, in denen ihr Flyer auslegen könnt? Bei Social Media-Beiträgen gebt ihr am besten euren Standort an und folgt anderen Initiativen aus eurem Viertel.


Inspiration holen

Schaut euch Vereine oder Organisationen an, die ähnliche Ziele verfolgen. Welche Zielgruppen sprechen sie an? Welche Inhalte sind auf ihren Social Media-Kanälen besonders erfolgreich? Das RepairCafé aus eurer Nachbarstadt hat zum Beispiel eine Anleitung für eine Reparatur erstellt und das Video war erfolgreich? Erstellt ein ähnliches Video und fragt gegebenenfalls nach Hilfe bei eurem Vorbild.


Gemeinsam stark sein

Tauscht euch mit anderen Organisationen oder Netzwerken aus, die Zugang zu der gewünschten Zielgruppe haben. Sie können euch wichtige Hinweise geben, was eurer Zielgruppe wichtig ist und wie ihr sie ansprechen könnt.


Statistiken nutzen

Auf Social Media gibt es die Möglichkeit, sich sogenannte Insights anzusehen. Sie bieten wertvolle Einblicke in verschiedene Merkmale und Interessen eurer Follower:innen. Ihr findet hier zum Beispiel raus, wie alt die Menschen sind, die euch folgen, und wo sie wohnen. Ihr könnt so also abgleichen, ob die Personen, die ihr erreicht, sich mit der Persona aus eurem Steckbrief decken.
 


MehrWertRevier ist ein Projekt der Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Programms
"Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen" (KoMoNa)

- Textbausteine für Standardantworten bei GTP-"Beschwerden"?