Bürgerforscher:innen stellen ÖPNV-Prototypen für Tagebauranddörfer vor
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35 Teilnehmende diskutierten in Erkelenz angeregt zum Thema „Alte Dörfer, neue Wege – Unterwegs in Richtung Zukunft“. Die Dialogveranstaltung bildete den Abschluss des Citizen-Science-Projekts zum Thema nachhaltige Mobilität im Rheinischen Revier.
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VZ NRW / Raphael Schwinger
Wie kann nachhaltige Mobilität rund um den Tagebau Garzweiler II verbessert werden? Mit dieser Fragestellung hat sich eine Gruppe von etwa 20 Personen aus Holzweiler, Kaulhausen, Keyenberg, Kückhoven, Kuckum, Jackerath, Venrath und Wanlo im Citizen-Science-Forschungsprojekt „Alte Dörfer, neue Wege – Unterwegs in Richtung Zukunft“ beschäftigt. Es wurde zwischen Februar und August 2024 vom Projekt MehrWertRevier der Verbraucherzentrale NRW zusammen mit dem Institut für Verbraucherwissenschaften der Henrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Zum Abschluss wurden die Ergebnisse jetzt im Martin-Luther-Gemeindehaus in Erkelenz präsentiert und zur Diskussion gestellt.
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Bessere Verbindung untereinander und an die Bahn
„Das Thema ÖPNV war schon sehr präsent beim ersten Treffen, hier sahen alle Beteiligten den größten Verbesserungsbedarf“, erläuterte Katharina Rzepucha-Hlubek von der HHU. In dem co-kreativen Prozess sei dann die Entscheidung gefallen, eine Ringbuslinie zu erarbeiten, die die Dörfer am Tagebaurand zum einen untereinander verbindet und zu anderen Anschluss an die Bahnhöfe Erkelenz und Hochneukirch schafft und damit den Zugang zum Schienenverkehr nach Aachen, Köln, Düsseldorf und Mönchengladbach. Um das Interesse an einer solchen ÖPNV-Neuerung zu erkunden und Verbesserungsvorschläge einzuholen, führten die Bürgerforscher:innen 23 Einzelinterviews mit Bürger:innen aus den Dörfern. Ergänzend interviewte das Projektteam Stakeholder aus den zuständigen Verwaltungen, der Politik und den Verkehrsbetrieben. In insgesamt fünf Workshops wurden Ergebnisse zusammengetragen, diskutiert und die Idee weiter ausgearbeitet. So wurde das Konzept für den „Überland-Express“ immer weiter konkretisiert. Für die Bürgergruppe stellten Torsten Moll und Christine Wedderwille Einzelheiten vor. Der Ringbus ist als „Prototyp“ zunächst zusätzlich zum bestehenden ÖPNV- Liniensystem konzipiert, könnte aber mittelfristig darin integriert werden. Die Vision der Bürgerschaft ist, gemeinsam mit einem lokalen Verkehrsunternehmen einen Testbetrieb zu initiieren, der bei erfolgreicher Erprobung zu einer dauerhaften Umsetzung der Linie führen könnte.
Lebhafte Fishbowl-Diskussion zeigt verschiedene Perspektiven auf
Die anschließende Fishbowl-Diskussion, moderiert von MehrWertRevier-Projektleiter Dr. Jonas Grauel, eröffnete Josef Himmelmann aus dem Kreis Coesfeld, der von den Erfahrungen des „Bürgerlabor Mobilität“ im Münsterland berichtete, sowie Verkehrsplaner Ralf Dick vom Kreis Heinsberg. Unter den Mitdiskutant:innen waren neben den engagierten Bürger:innen aus dem Forschungsvorhaben Antje Grothus (MdL Grüne), Thomas Schnelle (MdL CDU), Guido Müller (MUNV NRW), Dirk Jansen (BUND NRW) und Julia Krings (Must Städtebau).
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VZ NRW / Raphael Schwinger
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„Staffelübergabe“ an die Bürgerschaft
Deutlich wurde, dass mit der Ausdehnung des Tagebaus Garzweiler II ein großer Bedarf besteht, die ÖPNV-Anbindung der betroffenen Dörfer wieder besser aufzustellen. Das Anliegen der Bürger:innen wurde gut aufgenommen – gleichzeitig wurde auch klar, dass eine Umsetzung aufgrund verschiedener Faktoren herausfordernd ist und dass eine effiziente, bedarfsgerechte Verkehrsplanung das weitere Umfeld mitbetrachten muss. Aus diesen Gründen sind aus Sicht der anwesenden Stakeholder auch einige Modifikationen des eingebrachten „Prototyps“ erforderlich.
Wie die erkannten Hürden genommen und wie es weitergehen könnte, wurde anschließend in Kleingruppen zu den Themen Finanzierung, weitere Gestaltung der Zusammenarbeit und Begleitforschung erörtert.
Die Dialogveranstaltung bot der Bürgerschaft eine gute Gelegenheit, den von ihnen entworfenen „Prototyp“ relevanten Stakeholdern vorzustellen und sich zu vernetzen. Damit dürfte der 05. November der Auftakt zu weiteren Gesprächen über die Zukunft des ÖPNV am Tagebau Garzweiler II gewesen sein.
Das Projekt MehrWertRevier übergibt nun nach Ende des gemeinsamen Citizen-Science-Projekts die Organisation und Kommunikation des Themas an die Bürgerschaft, die das Thema jetzt eigenständig weiter verfolgen wird.
MehrWertRevier ist ein Projekt der Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Programms
"Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen" (KoMoNa)