Stellen Sie sich vor: Es ist das Jahr 2035. Ihre Kommune wurde gerade als nachhaltigste im gesamten Rheinischen Revier ausgezeichnet. Was hat sich verändert? Und wo kommen Sie selbst ins Spiel? Haben Sie mitgewirkt – in einer Initiative, als Teil der Verwaltung oder einfach als engagierter Mensch vor Ort?
Mit dieser Gedankenreise starteten die Teilnehmenden in die gemeinsame Visionsarbeit im Rahmen des vierten Reviergesprächs, das am 17. Mai 2025 in der Ideenfabrik Euskirchen stattfand. Eingeladen hatte das Projekt MehrWertRevier der Verbraucherzentrale NRW. Vertreter:innen aus Kommunalverwaltungen und von Nachhaltigkeitsinitiativen aus dem gesamten Rheinischen Revier kamen zusammen, um weiterzudenken: Was braucht es, damit eine Kommune nachhaltig wird und wie kann das gelingen – Hand in Hand zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft?

Dorea Pfafferott, Projektleiterin im Projekt „Global Nachhaltige Kommune“ bei Engagement Global, brachte mit ihrem Impulsvortrag zur „Kooperativen Kommune“ einen praxisnahen Einstieg ins Thema. Sie zeigte, wie Zusammenarbeit auf Augenhöhe gelingen kann – etwa durch regelmäßigen Austausch, ein gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Perspektiven, Vertrauen und erste gemeinsame Projekte.

Von der Gedankenreise zur konkreten Vision
Die anschließende Zukunftsreise ins Jahr 2035 bildete den Auftakt für konkrete Visionen: In zufällig zugelosten Gruppen entwickelten Initiativen- und Kommunalvertreter:innen kreisübergreifend Ideen für die nachhaltige Kommune von morgen und brachten diese mit Stickern, bunten Stiften und viel Kreativität zu Papier.
Eine Auswahl:
- Mehr Grün in der Stadt: Gemeinschaftsgärten, begrünte Dächer, Naschgärten, Streuobstwiesen und ein durchgängiges grünes Wegenetz – als Orte für Begegnung, Bildung und Ernährung.
- Nachhaltige Mobilität neu gedacht: Autofreie Innenstädte, Fahrradstraßen, entschleunigende Straßenführungen, ein attraktiver ÖPNV – bis hin zu innovativen Ideen wie Seilbahn-Logistiksystemen.
- Lokale Versorgung und Tauschstrukturen: Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi), Reparaturcafés, Tauschregale, Nachbarschaftshilfe und faire Marktplätze – getragen von regionaler, solidarischer Ökonomie.
- Energie aus Bürgerhand: Solarparks, Windräder, Photovoltaik auf Dächern – mit Beteiligung der Bevölkerung und dem Bewusstsein, dass Energie eine gemeinschaftliche Aufgabe ist.
- Orte für Begegnung: Demokratiecafés, offene Gemeindezentren, generationenübergreifende und interkulturelle Treffpunkte – Räume für Austausch und Mitgestaltung.
- Stadt vom Menschen aus gedacht: sicher, lebenswert, spielerisch – mit einem Fokus auf Lebenssinn und -qualität, Teilhabe und nachhaltigem Miteinander.

Inspiration aus der Praxis: Speyer als Kommune des Miteinanders
Stella Meinel, Leiterin der Freiwilligenagentur der Stadt Speyer, gab Einblicke in die Praxis einer Stadt, in der Verwaltung und Ehrenamt eng kooperieren. Speyer versteht sich als „Kommune als Gemeinschaftswerk“ und setzt unter anderem auf:
- eine Ehrenamtsbörse, um Engagement sichtbar und zugänglich zu machen,
- ein regelmäßiges „Dankeschön-Fest“ für alle Engagierten,
- und den „Marktplatz Gute Geschäfte“, bei dem Unternehmen und gemeinwohlorientierte Projekte in einem Speed-Dating-Format zueinanderfinden.
Das Beispiel Speyer zeigt: Mit Wertschätzung, Struktur und kreativen Formaten kann Engagement gezielt gefördert und zum Motor nachhaltiger Entwicklung werden.

Fazit: Gemeinsam mehr bewegen
Das vierte Reviergespräch war geprägt von einer offenen Atmosphäre, intensivem Austausch und dem gemeinsamen Ziel, Nachhaltigkeit im Rheinischen Revier voranzubringen. Netzwerke wurden gestärkt, neue Impulse gesetzt – und eines wurde deutlich: „Wenn Kommunen und Initiativen Hand in Hand arbeiten, kann aus Visionen gelebte Realität werden“, so das Fazit von Luca Kohlmetz, zuständig für den Bereich „Engagement für Nachhaltigkeit“ im Projekt MehrWertRevier.