So gestaltet ihr eure Initiative barrierearm

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Treppenstufen, kleine Schrift, verschachtelte Sätze - für Menschen mit Behinderung können das Hindernisse für soziale Teilhabe sein. Mit diesen Tipps macht ihr eure Initiative barrierearm.
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Video: Erfahrungen und Tipps aus der Praxis

Komplette Barrierefreiheit für alle Menschen zu jeder Zeit zu erzielen, ist aufgrund der sehr unterschiedlichen Bedürfnisse von Personen ein Ideal. Ihr könnt euch diesem aber mit der Umsetzung bestimmter Maßnahmen annähern.

Sebastian vom Café kaputt erzählt, welche Maßnahmen das Reparatur-Café umgesetzt hat, um Hürden abzubauen, und gibt viele praktische Tipps zum Nachmachen.

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Vielfältige Engagementformen

Nicht jede:r Engagierte kann und möchte in allen Aufgabenbereichen der Initiative aktiv werden. Ein Beispiel: Einer Person mit körperlicher Behinderung ist es nicht möglich, an einer bestimmten Aktion teilzunehmen, weil der dortige Untergrund eine Barriere für sie darstellt. Es gibt aber noch viele andere Bereiche, in denen sie sich aktiv einbringen kann, z. B. bei der Veranstaltungskommunikation auf Social-Media-Kanälen oder dem Einladungsmanagement.
Geht in den offenen Austausch mit Engagierten mit einer Behinderung, sucht nach individuellen Möglichkeiten zum Barriereabbau und findet so für jede:n die passende Engagementform.

→ Hier erhaltet ihr einen Überblick über unterschiedliche Formen von Behinderung.
Auch andere Faktoren, etwa mangelnde Sprachkenntnisse, können die Teilhabe erschweren und sollten von euch mitgedacht werden.

Schrift und Textstruktur

Für Flyer, Poster und Website sucht ihr bestimmt gerne nach einer ansprechenden und gut lesbaren Schrift. Kontraste, Schriftart, Schriftgröße und Textstruktur spielen auch für die Barrierefreiheit eine große Rolle. Folgende allgemeine Tipps solltet ihr dabei beachten:

  • Achtet auf Kontraste. Schrift und Hintergrund sollten sich gut voneinander absetzen. Am besten erkennt man dunkle Schrift auf hellem Hintergrund.
  • Nutzt leserliche Schriftarten. Calibri Regular, Lucida Sans / Grande Regular und Verdana Regular sind zum Beispiel gut zu lesen.
  • Die passende Schriftgröße ist abhängig von der Anwendung und Zielgruppe. Hier findet ihr einen Schriftgrößenrechner.
  • Setzt keine Schrift über Bilder und Farbverläufe.
  • Damit sie gut lesbar sind, sollten Texte linksbündig und im Flattersatz geschrieben werden.
  • Verfasst Texte in gemischter Groß- und Kleinschreibung (so wie dieser Text), statt nur in Großschreibung (NICHT WIE DIESER TEXT).

Weitere Infos und Beispiele für barrierefreie Schriften findet ihr hier:

Sprache

Wenn ihr gezielt Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringen Deutschkenntnissen ansprechen wollt, dann solltet ihr einfache Sprache wählen:

  • Verwendet einfache Wörter oder erklärt schwierige
  • Vermittelt nur eine Aussage pro Satz
  • Trennt lange Wörter mit Bindestrichen
  • Nutzt keine Abkürzungen
  • Lasst zwischen den Sätzen einen Absatz

Beispieltext in Leichter Sprache:

Leichte Sprache ist eine sehr leicht verständliche Sprache.

Man kann sie sprechen und schreiben.

Leichte Sprache ist vor allem für Menschen mit Lern-Schwierigkeiten.

Aber auch für andere Menschen.

Zum Beispiel für Menschen, die nur wenig Deutsch können.


Quelle: Netzwerk Leichte Sprache

Weiterführende Infos und Beispiele:

Digitale Tools

Ob für Veranstaltungen oder Team-Besprechungen – digitale Tools kommen häufig zum Einsatz. Diese können vor allem für blinde und sehbehinderte Menschen eine Barriere darstellen. Bei vielen Programmen kommt es auf die passenden Voreinstellungen an, damit Assistenzsysteme mit Vorlesefunktion richtig funktionieren. Je nach Medium ist Unterschiedliches zu beachten, daher haben wir für euch weiterführende Links zusammengestellt:

Räumliche Gegebenheiten

Wahrscheinlich habt ihr als Initiative nicht die Möglichkeit oder Mittel, bauliche Änderungen an euren Treffpunkten umzusetzen. Achtet darauf, wie die Räume oder Orte gestaltet sind, an denen ihr euch trefft oder Aktionen durchführt. Und überlegt, was ihr dort ohne viel Aufwand anpassen könnt.
Unsere Tipps:

  • Vermeidet Stolperstellen und Schwellen
  • Macht Gefahrenstellen gut sichtbar (etwa, indem ihr eine Treppenkante mit einem farbigen Streifen beklebt)
  • Schafft, wo immer möglich, Bewegungsfreiraum (vor allem für Rollstuhlfahrer:innen wichtig)
  • Organisiert (mobile) Rampen
  • Achtet auf eine gute visuelle Ausschilderung
  • Weist auf eurer Website und auf Veranstaltungen vor Beginn auf die räumlichen Gegebenheiten hin. Dazu gehört z. B. auch der Hinweis, ob ein barrierefreies WC zur Verfügung steht.


Weitere Infos:

Ansprache und Kommunikation

Viele Menschen haben Berührungsängste beim Thema "Inklusion": Sie wissen nicht genau, wie sie mit Menschen mit Behinderung umgehen und sprechen sollen, wenn sie bisher keinen oder kaum Kontakt zu ihnen hatten.

Warum Barrierefreiheit wichtig ist:

Für 100% aller Menschen ist sie hilfreich.

Für 30% ist sie notwendig.

Für 10% ist sie unerlässlich.

Quelle: Aktion Mensch

Gleichzeitig haben Menschen mit einer Behinderung unter Umständen größere Hemmschwellen, sich zu engagieren und neu zu einer Initiative hinzuzustoßen. Zeigt daher als Initiative auf eurer Website oder bei der Bewerbung von Veranstaltungen, dass ihr Barrierefreiheit mitdenkt, indem ihr z. B. darstellt, wie die räumlichen Gegebenheiten aussehen oder eine Eventbeschreibung in Leichter Sprache erstellt. Signalisiert außerdem eure Offenheit für das Thema und gebt an, dass sich Interessierte bei euch melden können, wenn sie bestimmte Voraussetzungen benötigen, um sich engagieren zu können.

Offenheit und Respekt füreinander sowie Kommunikation auf Augenhöhe sind daher zentral. Wir haben dazu folgende generelle Leitlinien und Hinweise für euch zusammengestellt:

  • 10 Knigge-Tipps zum respektvollen Umgang mit behinderten Menschen, erstellt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hessen in Kooperation mit dem Deutschen Knigge-Rat.
  • Leidmedien.de: Wurde als Projekt gegründet, um Journalist:innen und Medienschaffenden Tipps für eine Berichterstattung auf Augenhöhe zu geben. Die Seite eignet sich aber auch für alle anderen Menschen, die Interesse an diesem Thema haben, und erklärt z. B., ob es einen Unterschied zwischen den Formulierungen Mensch mit Behinderung und Mensch mit Beeinträchtigung gibt
  • Beispiel für einen Hinweis auf einer Veranstaltungseinladung: "Du benötigst Unterstützung, um an der Veranstaltung teilnehmen zu können? Wir helfen gerne weiter. Du erreichst uns unter …"

Veranstaltungen

Bei der Planung von Veranstaltungen sind viele der schon genannten Punkte relevant, damit sie barrierefrei werden. Die räumlichen Gegebenheiten spielen dabei genauso eine Rolle wie die digitalen Tools, die verwendet werden, oder die Schrift auf der Einladung. Es gibt viele Aspekte, auf die ihr vor und während einer barrierearmen Veranstaltung achten solltet:

  • Gibt es einen stufenlosen Zugang zum Veranstaltungsraum?
  • Sind Fahrstühle am Veranstaltungsort vorhanden, und wenn ja, sind sie breit genug?
  • Gibt es unterschiedlich hohe Sitzgelegenheiten für alle Gäste?
  • Bietet unterschiedliche Kommunikationswege an, damit auch alle Interessierten mit euch in Kontakt treten können und ihr ggfs. individuell bei der Teilnahme unterstützen könnt.
  • Informiert vorab darüber, wie barrierefrei der Veranstaltungsort ist (per Website, Social Media, Flyer).

Hier findet ihr viele nützliche Checklisten und Tipps:

Finanzierungsmöglichkeiten

Mehr Barrierefreiheit in eurer Initiative bedeutet in den meisten Fällen keine höheren Kosten. Ihr solltet diesen Aspekt bei eurer Arbeit einfach nur frühzeitig mitdenken: Etwa, wenn ihr einen Flyer erstellt, bei dem auf eine kontrastreiche Darstellung und einen barrierefreien Schrifttyp geachtet werden soll.
Ihr wollt eine Veranstaltung von einer/m Gebärdendolmetscher:in übersetzen lassen oder eure Website barrierefrei gestalten, euch fehlen dazu aber die Mittel? Dafür könnt ihr spezielle Förderungen beantragen. Eine Auswahl findet ihr hier:

Barrierefreiheit nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BGG)

"Barrierefreiheit ist die Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der gestalteten Lebensbereiche für alle Menschen. Der Zugang und die Nutzung müssen für Menschen mit Behinderung in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe möglich sein; hierbei ist die Nutzung persönlicher Hilfsmittel zulässig."

Weitere hilfreiche Links:

Hinweis: Dieser Artikel selbst ist nicht Teil einer barrierefreien Website.

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MehrWertRevier ist ein Projekt der Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Programms
"Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen" (KoMoNa)

- Textbausteine für Standardantworten bei GTP-"Beschwerden"?